
Mehr Klang durch Raum: Das Ansatzrohr
Mehr Klang durch Raum: Das Ansatzrohr


Probier’s aus
Singe alle Vokale auf einem Ton. Spürst du, wie jeder Vokal ganz anders klingt? Ohne es zu merken, hast du dabei schon dein Ansatzrohr aktiviert.
Über deinen Stimmlippen beginnt das Ansatzrohr. Rachen, Mund und Nase werden hier zu deinen Resonanzräumen die deinen Klang formen und verstärken können. Je nachdem, wie du diese unterschiedlichen Räume einsetzt, kann deine Stimme heller, dunkler, klarer oder wärmer klingen.
Mit bewussten Bewegungen von Zunge, Lippen, Gaumen und Kiefer kannst du deinen Klang steuern und an Ausdruck, Tragfähigkeit und Farbenvielfalt gewinnen.
Wähle einen der folgenden Räume und entdecke, wie du deinen Klang beeinflussen kannst.

Merke
Deine Stimme entsteht nicht nur durch deine Stimmlippen, sie entsteht auch im Raum darüber.
Wähle einen der folgenden Räume und entdecke, wie du deinen Klang beeinflussen kannst.

NASENRAUM
Der Nasenraum gehört zu deinem Ansatzrohr, also zu den Räumen oberhalb der Stimmlippen, in denen dein Klang geformt wird. Auch wenn die Luft beim Singen meist durch den Mund strömt, kann der geöffnete oder geschlossene Nasenraum die Klangfarbe deiner Stimme spürbar beeinflussen.

NASENRAUM
Der Nasenraum gehört zu deinem Ansatzrohr, also zu den Räumen oberhalb der Stimmlippen, in denen dein Klang geformt wird. Auch wenn die Luft beim Singen meist durch den Mund strömt, kann der geöffnete oder geschlossene Nasenraum die Klangfarbe deiner Stimme spürbar beeinflussen.

Probier’s aus
Imitiere beim Singen eines deutschen Songs einen Franzosen und wechsle dann wieder bewusst ins Hochdeutsche. Fällt dir etwas auf?
Was bewirkt ein aktivierter Nasenraum?
Ein gut eingesetzter Nasenraum kann beim Singen:
- feine Obertöne verstärken
- deiner Stimme Klarheit, Brillanz und Tragfähigkeit geben
- den Wechsel zwischen Brust- und Kopfregister erleichtern
Du kannst steuern, wie offen oder geschlossen der Weg in den Nasenraum ist – zum Beispiel über deine Zungenlage, den weichen Gaumen oder den Vokal, den du singst. Diese kleine Steuerung hat große Wirkung: Sie beeinflusst, wie klar und tragfähig dein Klang nach außen kommt.

Ich spüre meinen Nasenraum kaum – was tun?
Tipp
Vocal Coach Mathias Knuth empfiehlt in „Zirkeltraining für die Stimme“, gezielt Nasallaute wie nyam oder miom mit sanften Kaubewegungen zu üben. Dadurch kannst du deinen Nasenraum als Resonanzraum aktivieren und förderst die sogenannte Randkanten-Schwingung, bei der nur die Ränder deiner Stimmlippen schwingen und nicht ihre volle Masse. Diese Übungen sind übrigens auch super für einen schonenden Wiedereinstieg nach oder sogar noch während einer Erkältung.

Probier’s aus
Imitiere beim Singen eines deutschen Songs einen Franzosen und wechsle dann wieder bewusst ins Hochdeutsche. Fällt dir etwas auf?
Was bewirkt ein aktivierter Nasenraum?
Ein gut eingesetzter Nasenraum kann beim Singen:
- feine Obertöne verstärken
- deiner Stimme Klarheit, Brillanz und Tragfähigkeit geben
- den Wechsel zwischen Brust- und Kopfregister erleichtern
Du kannst steuern, wie offen oder geschlossen der Weg in den Nasenraum ist – zum Beispiel über deine Zungenlage, den weichen Gaumen oder den Vokal, den du singst. Diese kleine Steuerung hat große Wirkung: Sie beeinflusst, wie klar und tragfähig dein Klang nach außen kommt.

Tipp
Ich spüre meinen Nasenraum kaum – was tun?
Vocal Coach Mathias Knuth empfiehlt in „Zirkeltraining für die Stimme“, gezielt Nasallaute wie nyam oder miom mit sanften Kaubewegungen zu üben. Dadurch kannst du deinen Nasenraum als Resonanzraum aktivieren und förderst die sogenannte Randkanten-Schwingung, bei der nur die Ränder deiner Stimmlippen schwingen und nicht ihre volle Masse. Diese Übungen sind übrigens auch super für einen schonenden Wiedereinstieg nach oder sogar noch während einer Erkältung.

RACHENRAUM
Der Rachenraum liegt zwischen Nasenraum und Kehlkopf und ist ein wichtiger Teil deines Ansatzrohrs. Er wird in drei Bereiche unterteilt: Laryngopharynx, Oropharynx und Nasopharynx.
Warum das wichtig ist? Weil auch der Rachenraum Einfluss darauf hat, wie hell oder dunkel, wie tief oder präsent deine Stimme klingt und wie tragfähig dein Klang wird.

Rachenraum
Der Rachenraum liegt zwischen Nasenraum und Kehlkopf und ist ein wichtiger Teil deines Ansatzrohrs. Er wird in drei Bereiche unterteilt: Laryngopharynx, Oropharynx und Nasopharynx.
Warum das wichtig ist? Weil auch der Rachenraum Einfluss darauf hat, wie hell oder dunkel, wie tief oder präsent deine Stimme klingt und wie tragfähig dein Klang wird.
Laryngopharynx
Dieser untere Abschnitt des Rachenraums liegt direkt oberhalb deines Kehlkopfs. Er erweitert sich, wenn der Kehlkopf sinkt – zum Beispiel beim Gähnen oder beim Singen tiefer Töne. Das schafft Raum für dunkle, volle Resonanzen.
Steigt dein Kehlkopf, zum Beispiel beim Singen hoher Töne oder mit Twang, verkleinert sich der Laryngopharynx. Der Klang wird dabei heller und oft brillanter.

Probier’s aus
Sing einmal in gähnender Haltung, dann „baby-weinerlich“. Was verändert sich?
Oropharynx
Der mittlere Rachenraum reagiert besonders auf deine Zunge, den Kiefer und das Gaumensegel. Je nachdem, ob du diesen Bereich weit öffnest oder leicht zusammenschnürst, klingt deine Stimme eher offen und rund oder fokussiert und hell.
Oft wird seine Bewegung unbewusst durch deine Vokale oder die Art deiner Artikulation mitgesteuert.

Probier’s aus
Vergleiche „Ah!“ mit „Iih!“. Wie verändern sich Zunge, Kiefer und dein Klang?
Nasopharynx
Ganz oben im Rachen liegt der Nasopharynx, direkt hinter der Nase. Hier entscheidet das Gaumensegel, ob dein Stimmklang in den Nasenraum weitergeleitet wird oder nicht.
Die drei Positionen des Gaumensegels
Was dein Gaumensegel mit deinem Klang macht – die drei Positionen im Überblick.

Probier’s aus
Imitiere ein Schnarchen oder eine Sirene. Spürst du, wie der Klang durch den Rachen in den Kopf steigt?
Laryngopharynx
Dieser untere Abschnitt des Rachenraums liegt direkt oberhalb deines Kehlkopfs. Er erweitert sich, wenn der Kehlkopf sinkt – zum Beispiel beim Gähnen oder beim Singen tiefer Töne. Das schafft Raum für dunkle, volle Resonanzen.
Steigt dein Kehlkopf, zum Beispiel beim Singen hoher Töne oder mit Twang, verkleinert sich der Laryngopharynx. Der Klang wird dabei heller und oft brillanter.

Probier’s aus
Sing einmal in gähnender Haltung, dann „baby-weinerlich“. Was verändert sich?
Oropharynx
Der mittlere Rachenraum reagiert besonders auf deine Zunge, den Kiefer und das Gaumensegel. Je nachdem, ob du diesen Bereich weit öffnest oder leicht zusammenschnürst, klingt deine Stimme eher offen und rund oder fokussiert und hell.
Oft wird seine Bewegung unbewusst durch deine Vokale oder die Art deiner Artikulation mitgesteuert.

Probier’s aus
Vergleiche „Ah!“ mit „Iih!“. Wie verändern sich Zunge, Kiefer und dein Klang?
Nasopharynx
Ganz oben im Rachen liegt der Nasopharynx, direkt hinter der Nase. Hier entscheidet das Gaumensegel, ob dein Stimmklang in den Nasenraum weitergeleitet wird oder nicht.
Die drei Positionen des Gaumensegels
Was dein Gaumensegel mit deinem Klang macht – die drei Positionen im Überblick.

Probier’s aus
Imitiere ein Schnarchen oder eine Sirene. Spürst du, wie der Klang durch den Rachen in den Kopf steigt?

MUNDRAUM

MUNDRAUM
Der Mundraum ist dein klanglicher Gestaltungsraum. Hier formst du Laute, veränderst Resonanzen und steuerst, wie deine Stimme klingt. Ob hell, dunkel, offen oder rund: Dein Mundraum entscheidet mit.
Was deinen Klang beeinflussen kann?
Sogenannte Artikulatoren können dir helfen, den Klang deiner Stimme zu formen. Drei davon stelle ich dir jetzt näher vor.
Sie sitzen alle im Ansatzrohr, also in dem Bereich oberhalb der Stimmlippen, in dem dein Klang geformt wird. Je nachdem, wie du sie einsetzt, klingt deine Stimme heller, klarer oder wärmer.

WATCH TIPP
Schau dir dieses MRT Video an und sehe, der Mundraum beim Singen bewegt und beobachte, wie Zunge, Gaumensegel und Lippen den Klang formen
SINGEN IM MRTWas kann deinen Stimmklang beeinflussen?
Sogenannte Artikulatoren können dir helfen, den Klang deiner Stimme zu formen. Drei davon stelle ich dir jetzt näher vor.
Sie sitzen alle im Ansatzrohr, also in dem Bereich oberhalb der Stimmlippen, in dem dein Klang geformt wird. Je nachdem, wie du sie einsetzt, klingt deine Stimme heller, klarer oder wärmer.

WATCH TIPP
Schau dir dieses MRT Video an und sehe, der Mundraum beim Singen bewegt und beobachte, wie Zunge, Gaumensegel und Lippen den Klang formen
SINGEN IM MRTWeicher Gaumen

Probier’s aus
Fahre mit der Zunge vom harten Gaumen, der hinter deinen oberen Schneidezähnen beginnt, nach hinten. Spürst du, wo es weicher wird?
Der weiche Gaumen (alt. Velum, Gaumensegel) ist wie ein bewegliches Muskelsegel und entscheidet, ob Luft durch den Mund oder die Nase strömt. Hebt er sich, wird der Weg zur Nase verschlossen, senkt er sich, öffnet sich der Nasenraum. Dazwischen liegt eine neutrale Mittelstellung.

Wie das Gaumensegel den Klang mitformt
Die Position deines weichen Gaumens beeinflusst, welche Resonanzräume aktiv sind. Du steuerst damit, ob dein Klang vorwiegend durch den Mund, durch die Nase oder durch beides läuft.
↑ Gaumensegel oben
Wenn dein Gaumensegel oben ist, liegt es an der Rachenwand an und verschließt somit den Weg zur Nase komplett. Nasale Laute wie m, n oder ng sind dadurch nicht mehr möglich. Dafür kannst du jetzt perfekt orale Laute wie a, e, i, o, u formen.

Probier’s aus
Singe ein n und halte dir dann die Nase zu.
→ Gaumensegel mittig
Das Gaumensegel sich in einer mittleren Position – weder ganz oben, noch ganz unten. Der Weg zur Nase bleibt dadurch teilweise geöffnet. Der Klang wirkt leicht nasal (nasaliert).

Probier’s aus
Singe ein n und öffne dann leicht in das französische Wort „sans“.
↓ Gaumensegel unten
Das liegt daran, dass dein Gaumensegel beim ng unten ist, keinen Kontakt mit dem Rachenwand hat und der Weg dadurch der Weg zur Nasen vollständig geöffnet ist. Dein Klang wird nasal.

Probier’s aus
Töne ein ng, wie bei „Gong“. Spürst du die Resonanz in der Nase?

Wie er den Klang mitformt
Die Position deines weichen Gaumens bzw. des Gaumensegels beeinflusst, welche Resonanzräume aktiv sind. Du steuerst damit, ob dein Klang vorwiegend durch den Mund, durch die Nase oder durch beides läuft.
↑ Gaumensegel oben
Wenn dein Gaumensegel oben ist, liegt es an der Rachenwand an und verschließt somit den Weg zur Nase komplett. Nasale Laute wie m, n oder ng sind dadurch nicht mehr möglich. Dafür kannst du jetzt perfekt orale Laute wie a, e, i, o, u formen.

Probier’s aus
Singe ein n und halte dir dann die Nase zu.
→ Gaumensegel mittig
Das Gaumensegel sich in einer mittleren Position – weder ganz oben, noch ganz unten. Der Weg zur Nase bleibt dadurch teilweise geöffnet. Der Klang wirkt leicht nasal (nasaliert).

Probier’s aus
Singe ein n und öffne dann leicht in das französische Wort „sans“.
↓ Gaumensegel unten
Das liegt daran, dass dein Gaumensegel beim ng unten ist, keinen Kontakt mit dem Rachenwand hat und der Weg dadurch der Weg zur Nasen vollständig geöffnet ist. Dein Klang wird nasal.

Probier’s aus
Töne ein ng, wie bei „Gong“. Spürst du die Resonanz in der Nase?

Mehrwissen
Wenn sich dein Gaumensegel hebt oder senkt, arbeitet es natürlich nicht allein. Es bewegt sich gemeinsam mit anderen Strukturen im Rachenraum. Zusammen können sie den sogenannten velopharyngealen Verschluss bilden, dessen Hauptaufgabe es ist, dich zu schützen.
Er verhindert, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die unteren Atemwege gelangt und sorgt dafür, dass beim Sprechen oder Singen keine Luft ungewollt durch die Nase entweicht.
Musstest du schon mal beim Trinken lachen und plötzlich kam’s aus der Nase? Dann war dieser Verschluss nicht ganz dicht. 😅

Tipp
Deine Stimme klingt nasal, obwohl du gesund bist? Füge einen Plosiv wie b oder p vor deinen Vokal ein – zum Beispiel in einer Übung. Der kurze Luftstau hebt dein Gaumensegel automatisch, du trainierst die bewusste Steuerung deines Ansatzrohrs und kannst den nasalen Klang reduzieren.

Mehrwissen
Wenn sich dein Gaumensegel hebt oder senkt, arbeitet es natürlich nicht allein. Es bewegt sich gemeinsam mit anderen Strukturen im Rachenraum. Zusammen können sie den sogenannten velopharyngealen Verschluss bilden, dessen Hauptaufgabe es ist, dich zu schützen.
Er verhindert, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die unteren Atemwege gelangt und sorgt dafür, dass beim Sprechen oder Singen keine Luft ungewollt durch die Nase entweicht.
Musstest du schon mal beim Trinken lachen und plötzlich kam’s aus der Nase? Dann war dieser Verschluss nicht ganz dicht. 😅

Lippen

Probier’s aus
Forme ein o und dann ein a. Hör genau hin. Wie verändert sich der Klang?
Die Lippen übernehmen beim Singen nicht nur die Artikulation, sondern beeinflussen auch die Klangfarbe und Resonanz deiner Stimme. Ob gerundet, gespreizt oder entspannt, mit ihrer Formung steuerst du, wie der Ton am Ende aus deinem Ansatzrohr kommt und ob er klar, warm oder gedeckt klingt.
Je präziser du deine Lippen einsetzt, desto feiner kannst du deine Klangfarben gestalten. Besonders bei den Vokalen o, uoder ü übernehmen die Lippen eine aktive Rolle. Sie formen den Klang, bündeln ihn und verstärken bestimmte Frequenzen. Sie wirken so fast wie ein kleiner Verstärker, vergleichbar mit dem Schalltrichter einer Trompete. Je klarer und runder du deine Lippen formst, desto tragfähiger wird dein Ton. Gleichzeitig kann dir diese Form helfen, den Übergang in die Kopfstimme zu erleichtern und dabei Verspannungen im Nacken zu lösen.
Zunge

Probier’s aus
Sprich oder singe die Konsonanten l, s, und k. Spürst du, wo und wie deine Zunge sie bildet? Hörst du einen Unterschied im Klang?
Die Zunge ist einer der vielseitigsten Artikulatoren beim Singen und ein echtes Muskelwunder. Sie besteht aus vielen Muskeln, die ihr enorme Beweglichkeit und Präzision verleihen. Diese Flexibilität brauchst du, um Laute zu formen, klar zu artikulieren und deine Klangfarbe gezielt zu steuern.
Je nach Position verändert die Zunge den Raum in deinem Mund und damit die Resonanz. Eine flach liegende Zunge am Mundboden klingt anders als eine hohe, angespannte Zunge.

Tipp
Lass deine Lippen oder deine Zunge für ein sanftes Warm-Up flattern.

Merke
Zunge und Lippen sind nicht nur für Sprache da. Sie formen auch deinen Klang im Gesang. Gezieltes Training kann deiner Stimme mehr Ausdruck, Qualität und Flexibilität geben.
Quellen:
- Knuth, Mathias: „Zirkeltraining für die Stimme“, 2018, S. 72
- Stoney, Justin: „Sing like never before“, 2020, S. 57ff.




