Die Stimmlippen
Der Ort, an dem deine Stimme entsteht

Probier’s aus
Lege deine Finger sanft auf die Spitze deines Schildknorpels und summe ein m. Spürst du die Vibration?
Die Stimmlippen (oft auch Stimmbänder genannt) sind gerade mal ein paar Zentimeter lang, aber echte Hochleistungsprofis. Deine Stimmlippen öffnen und schließen sich beim Singen je nach Tonhöhe Hunderte bis Tausende Male pro Sekunde. Sie sind kein passiver Teil deines Körpers, sondern das vibrierende Herzstück deines Stimme.
Stimmlippenschwingung
Kleine Bewegung, große Wirkung
Umso faszinierender kann es sein, diesem filigranen Zusammenspiel der Stimmlippenschwingung bei einer Laryngoskopie zuzusehen.
Die Patientin im Bild wird gebeten, ein „a“ und ein „i“ zu tönen. Die kleine Kamera am Laryngoskop zeigt dabei, ob die Stimmlippen gleichmäßig schließen – oder ob etwa ein Knötchen ihre Schwingung stört.

Vollschwingung: Der gesamte Körper der Stimmlippen bewegt sich. Wenn du mit viel Bruststimme singst, schwingen deine Stimmlippen vermutlich auf diese Weise – mit voller Masse.


Der Gegensatz zur vollen Schwingung ist die sogenannte Randschwingung. Die Glottis bleibt dabei etwas länger geöffnet, und die Stimmlippen tippen eher nur leicht aneinander. Das klingt sanfter – typisch für das Singen in reiner Kopfstimme.


Aufbau der Stimmlippen

Probier’s aus
Streich mit der Zunge über die Innenseite deiner Wange – so ähnlich fühlt sich die Oberfläche deiner Stimmlippen an.
Die Stimmlippen bestehen aus mehreren Schichten, die gemeinsam für Stabilität, Flexibilität und Klang sorgen. Es ist ein raffiniert aufgebautes System mit weicher Hülle und kraftvollem Kern.
Ganz vereinfacht kann man die Schichten aufsteigend als Cover, Transition und Body unterscheiden:
- Epithelschicht (Schleimhaut) – schützt vor Reibung und Austrocknung
- Lamina propria – sie besteht aus mehreren Lagen. Außen weich und gelartig (inklusive Reinke-Raum), innen zunehmend fester. Hier liegt auch das Stimmband, eine faserige Verbindungsschicht mit strukturgebender Funktion
- M. vocalis – der „Kraftkern“ deiner Stimmlippen kontrolliert Tonhöhe, Lautstärke und Klangfarbe
Die Kombination dieser Schichten macht es möglich, dass deine Stimme so flexibel klingt und belastbar bleibt.
Wenn wir uns eine Stimmlippe näher betrachten, besteht sie aus einer Kombination von mehreren Schichten, die sie besonders flexibel und belastbar macht. Vereinfacht kann man die Schichten als Cover, Transition und Body bezeichnen.
Cover, Transition, Body?
- Cover → Epithelschicht (Schleimhaut) – schützt vor Reibung und Austrocknung
- Transition → Lamina propria – sie besteht auch wieder aus mehreren Schichten. Die äußeren sind weich und eher gelartig (mit Reinke-Raum), die inneren zunehmend fester. In ihrem Inneren liegt das Stimmband – eine strukturgebende Verbindung aus Fasern.
- Body → M. vocalis – der „Kraftkern“ deiner Stimmlippen kontrolliert Tonhöhe, Lautstärke und Klangfarbe
Im Bild siehst du nicht nur die Struktur der Stimmlippen, sondern auch die Taschenfalten, die direkt darüber liegen – sie werden auch „falsche Stimmlippen“ genannt.

Im Bild siehst du auch die Taschenfalten, die auch „falsche Stimmlippen“ genannt werden. Mehr dazu in einem kommenden Beitrag.

TIPP
Denk beim Singen nicht an Lautstärke, sondern an Schwingung. Stimme entsteht durch feine Bewegungen, nicht durch Druck.
Die Glottis
Was ist denn das?

Da, wo deine Stimmlippen aufeinandertreffen, liegt die Glottis – auch Stimmritze genannt. Je nachdem, wie weit sie geöffnet ist, verändert sich der Luftstrom. Und genau das beeinflusst, wie dein Ton klingt: mal klar, mal luftig. Ein feines Zusammenspiel, das du sicherlich nach und nach immer bewusster lernst zu steuern.
Was den Klang im Bereich der Glottis beeinflusst
Stellknorpel
Die Stellknorpel (Aryknorpel) bewegen die Stimmlippen seitlich auseinander oder zueinander. So dosieren sie den Luftstrom und beeinflussen indirekt die Klangfarbe deines Tons – zum Beispiel, ob deine Stimme eher hauchig oder klar klingt.
Schildknorpel
Der Schildknorpel kann kippen, wodurch sich die Länge der Stimmlippen verändert und somit auch die Höhe deines Tones.

Stimmlippenstellungen und ihre Wirkung
Stimmlippenstellungen
und ihre Wirkung

Dank der feinen Bewegungen der Aryknorpel kann die Glottis in verschiedene Positionen gebracht werden. Ganz gleich, ob du atmest, sprichst oder eine anspruchsvolle Arie singst, deine Stimmlippen werden immer wieder in die optimale Stellung gebracht.


Durch einen Vollverschluss können sich die Stimmlippen kurz komplett schließen und so zum Beispiel beim Husten den nötigen Druck aufbauen, um Schleim oder Fremdkörper aus den Atemwegen zu befördern. Das ist ein automatischer Schutz, wenn mal etwas in die Luftröhre gerät.
Die Phonationsstellung ist quasi dein Startpunkt für einen klaren Klang. In dieser Position sind deine Stimmlippen so ausgerichtet, dass die durchströmende Luft sie optimal in rhythmische Schwingung versetzen kann. Die Stimmritze öffnet und schließt sich blitzschnell, wodurch deine Grundfrequenz entsteht. Diese Frequenz wandert durch dein Ansatzrohr und wird dort zu deinem geschliffenen, persönlichen Klang.



MERKE
Die Stimmlippen sind deine primäre Tonquelle, aber den endgültigen Klang bestimmst du mit deinem ganzen Körper.
Stimmeinsätze
Drei Arten einen Ton zu starten
Nachdem du gesehen hast, wie unterschiedlich deine Stimmlippen arbeiten können, schauen wir uns jetzt den Moment an, in dem ein Ton entsteht. Je nachdem, wie die Luft auf deine Stimmlippen bzw. die Glottis trifft, klingt der Tonanfang hart, weich oder luftig – und das kann den weiteren Klang sanft in eine Richtung schieben.

Mit Knack: Der harte Einsatz
Dabei wird die Stimmritze komplett geschlossen und dann plötzlich durch den Luftstrom geöffnet. Dadurch klingt der Ton sehr deutlich und ausdrucksstark.
Der glottale Ansatz kommt im Deutschen häufig vor, zum Beispiel bei Wörtern wie „Angst“ oder „be-achten“.

Tipp
Sprich nach einer Mini-Pause ein bewusst gesetztes a. Dieser gezielte Einsatz hilft besonders bei sehr sanften oder hauchigen Stimmen. Wenn du es übertreibst, kann deine Stimme jedoch schnell hart oder gepresst klingen.

Ohne Druck: Der sanfte Einsatz
Hier schließen sich die Stimmlippen fast gleichzeitig mit dem Ausatmen. Der Ton beginnt dadurch weich, ohne Knack, aber trotzdem klar.
Diese Technik wird im klassischen Gesang besonders häufig verwendet.

Tipp
Vokalkombinationen mit stimmhaften Konsonanten wie z. B. m, n, v oder z können dir beim Üben eines sanften Einsatzes helfen.

Marilyn Monroe: Der hauchige Einsatz
Beim hauchigen Einsatz ist die Stimmritze noch geöffnet, wenn der Luftstrom startet. Die Stimmlippen schließen erst verspätet. Der Ton klingt luftig oder flüchtig.

Tipp
Silben wie bo oder di fördern einen Stimmklang mit weniger Hauch und können dir helfen deinen Luftstrom ohne Druck zu koordinieren.
Mit Knack: Der harte Einsatz
Dabei wird die Stimmritze komplett geschlossen und dann plötzlich durch den Luftstrom geöffnet. Dadurch klingt der Ton sehr deutlich und ausdrucksstark.
Der glottale Ansatz kommt im Deutschen häufig vor, zum Beispiel bei Wörtern wie „Angst“ oder „be-achten“.

Tipp
Sprich nach einer Mini-Pause ein bewusst gesetztes a. Dieser gezielte Einsatz hilft besonders bei sehr sanften oder hauchigen Stimmen. Wenn du es übertreibst, kann deine Stimme jedoch schnell hart oder gepresst klingen.
Ohne Druck: Der sanfte Einsatz
Hier schließen sich die Stimmlippen fast gleichzeitig mit dem Ausatmen. Der Ton beginnt dadurch weich, ohne Knack, aber trotzdem klar.
Diese Technik wird im klassischen Gesang besonders häufig verwendet.

Tipp
Vokalkombinationen mit stimmhaften Konsonanten wie z. B. m, n, v oder z können dir beim Üben eines sanften Einsatzes helfen.
Marilyn Monroe: Der hauchige Einsatz
Beim hauchigen Einsatz ist die Stimmritze noch geöffnet, wenn der Luftstrom startet. Die Stimmlippen schließen erst verspätet. Der Ton klingt luftig oder flüchtig.

Tipp
Silben wie bo oder di fördern einen Stimmklang mit weniger Hauch und können dir helfen deinen Luftstrom ohne Druck zu koordinieren.
Lese direkt weiter und erfahre mehr über das Ansatzrohr, die dritte Ebene der Klangsteuerung:
Entdecke deine Stimme
Das Ansatzrohr: Über deinen Stimmlippen beginnt dein Resonanzraum. Er besteht aus Rachenraum, Mundraum und Nasenraum. Diese drei Kammern formen deinen Klang. Je nachdem, wie…
Quellen:
- Öffnungen Stimmritze, Stellungen der Stellknorpel und Stimmlippen: DocCheck, 15.03.24
- Einsätze, Estill Voice Training, Level One, Figures for Voice Control, Jo Estill

